Newsletter
Newsletter vom 30. 11. 2016
Doppelte HalteliniePläne zur Rentenreform
Aus Pflegestufen werden PflegegradePflegereform 2017 – Die neuen Regelungen ab dem 1. Januar 2017
Kapitalmärkte"Politische Beben" - Der Kapitalmarktkommentar von Frank Termathe
Doppelte HalteliniePläne zur Rentenreform
In der letzten Woche hat Sozialministerin Andrea Nahles die Eckpunkte ihres lange erwarteten Rentenkonzepts vorgestellt. Es ist geplant, die Absenkung des Rentenniveaus bis zum Jahr 2045 auf 46 Prozent zu begrenzen. Dies würde eine Erhöhung der Untergrenze bedeuten – derzeit ist sie auf 43 Prozent bis 2030 festgelegt. Aktuell liegt das Rentenniveau bei 47,5 Prozent. Mit dem Rentenniveau wird die gesetzliche Rente bezeichnet, die ein Rentner für eine abschlagsfreie Rente eines Beschäftigten mit 45 Entgeltpunkten im Vergleich zum Durchschnittseinkommen bezieht.
Gleichzeitig hatte Nahles zur Sicherung des Rentenniveaus eine Erhöhung der Beiträge angekündigt. Die Erhöhung solle allerdings gedeckelt werden – auf maximal 25 Prozent bis 2045. Aktuell beträgt der Beitragssatz 18,7 Prozent.
Damit wird eine „doppelte Haltelinie“ eingezogen, die das weitere Absinken des Rentenniveaus begrenzen soll. Würden von der Politik keine entsprechenden Maßnahmen ergriffen, werde das Rentenniveau wahrscheinlich auf 41,7 Prozent fallen, erklärte Nahles.
Bereits Ende Oktober hatte die Bundesregierung den „Alterssicherungsberichtes 2016“ veröffentlicht. Dessen Aussage war eindeutig: Die Bundesregierung sieht ein deutlich wachsendes Risiko für Altersarmut. Ohne mehr Eigenvorsorge würden in Zukunft viele Bürger im Ruhestand nicht ausreichend finanziell abgesichert sein, zitierte die „Süddeutsche Zeitung“ aus dem von der Bundesregierung erstellten Bericht. Das Versorgungsniveau der zukünftigen Rentner werde „ohne zusätzliche Altersvorsorge in den kommenden Jahren deutlich zurückgehen“, heißt es demnach in der neuen Regierungsanalyse.
Private Altersvorsorge ist somit unumgänglich. Und hierbei gilt: „Je früher desto besser“. Nicht nur wegen der dann längeren „Ansparphase“. Auch der Höchstrechnungszins, also der gesetzlich geregelte Wert, mit dem der Sparanteil des Beitrags bis zum Vertragsende garantiert verzinst wird, sinkt kontinuierlich. Zum 1. Januar 2017 von aktuell 1,25 Prozent auf 0,9 Prozent. Dass diese Entwicklung noch weiter gehen wird, ist heute bereits abzusehen, denn die Höhe des Höchstrechnungszinses orientiert sich an der durchschnittlichen Umlaufrendite zehnjähriger Staatsanleihen in Deutschland. Und diese sind in den letzten Jahren stetig gesunken.
Sichern kann man sich den aktuellen Höchstrechnungszins von 1,25 Prozent nur durch einen Vorsorgevertrag, der noch in diesem Jahr beginnt. Dann jedoch ist der Zins für die gesamte Vertragslaufzeit gesichert. Bei richtiger Gestaltung sogar für alle künftigen Erhöhungsoptionen.
Aus Pflegestufen werden PflegegradePflegereform 2017 – Die neuen Regelungen ab dem 1. Januar 2017
Die demographische Entwicklung in Deutschland führt zu einer gesellschaftlichen Herausforderung in den kommenden Jahrzenten. Die Menschen werden immer älter. Und da mit steigendem Alter auch die Quote der pflegedürftigen Menschen ansteigt, wird die Anzahl der Pflegebedürftigen in Deutschland von heute etwa 2 Mio. Menschen auf etwa 4 Mio. im Jahr 2050 anwachsen. Die Herausforderung besteht nicht nur darin, für den wachsenden Bedarf genügend Pflegekräfte und Pflegeplätze zur Verfügung zu haben, sondern auch darin, dass das Pflegesystem auch zukünftig bezahlbar ist.
Mit der Pflegereform 2017 hat die Bundesregierung wichtige Grundlagen für die zukünftige Behandlung von Pflegebedürftigen gelegt: So wird Pflegebedürftigkeit künftig anders bewertet und das System der Pflegestufen abgelöst. Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff orientiert sich deutlich näher an der Realität vieler Menschen. Die sogenannte eingeschränkte Alltagskompetenz war bislang nicht Teil der Begutachtung, fließt künftig aber ein. Körperliche, geistige und psychische Einschränkungen haben dann gleichermaßen Einfluss darauf, wie Pflegebedürftigkeit bewertet wird.
Realistischer und genauer ist auch das neue System der Pflegegrade, das die bislang gültigen Pflegestufen ersetzt. Statt drei Stufen, zuzüglich der sogenannten Pflegestufe 0, gibt es ab 2017 fünf Grade – Menschen können so, je nach ihren konkreten Bedürfnissen, genauer begutachtet werden. Wer bereits Pflegeleistungen bezieht, wird in das neue System überführt, ohne einen neuen Antrag stellen zu müssen. Der Umfang der Leistungen bleibt dabei mindestens gleich oder ist sogar höher als vorher.
Der neue Pflegebedürftigkeitsbegriff ermöglicht eine noch stärker personenzentrierte und bedarfsgerechte Pflege. Körperlich, geistig und psychisch bedingte Pflegebedürftigkeit wird vollkommen gleichrangig als Einschränkung angesehen und bewertet. Durch die Reform werden in den nächsten Jahren zusätzlich bis zu 500.000 Menschen Leistungen der Pflegeversicherung erhalten, die trotz vorhandener Einschränkungen ihrer Selbständigkeit vom bisherigen System nicht als pflegebedürftig eingestuft wurden und deshalb bislang keinerlei Unterstützung bekommen haben.
Die Finanzierung der Mehrausgaben von etwa 3 Mrd. Euro pro Jahr erfolgt durch eine Erhöhung des Beitrags zur Pflegeversicherung. Der Beitragssatz wird zum 1. Januar 2017 um 0,2 Prozent angehoben.
Die neuen Regelungen treten zum 1. Januar 2017 in Kraft. Wir haben für Sie hier die wichtigsten Änderungen zusammengestellt.
Kapitalmärkte"Politische Beben" - Der Kapitalmarktkommentar von Frank Termathe
Der Einfluss politischer Ereignisse auf die Entwicklung der Kapitalmärkte gewinnt immer mehr an Bedeutung. Denn politische Entscheidungen definieren eben auch die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Dass die Wähler in Großbritannien entschieden haben, nicht mehr Teil der Europäischen Union sein zu wollen, hat weitreichende Konsequenzen für den Waren- und Dienstleistungsverkehr. Dies wirkt sich auf Steuersätze und Gewinnmargen und damit auch auf Standorte von Unternehmen und Konzernen aus. Jetzt hat Amerika gewählt und bald einen Präsidenten, der sich sehr klar positioniert. Auch wenn einige populistische Positionen nur Wahlkampfrhetorik waren und inzwischen angepasst oder gestrichen wurden, werden sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in den USA deutlich verändern.
So plant Donald Trump, die Steuern um etwa 300 Milliarden USD zu senken und 500 Milliarden USD in die Infrastruktur zu investieren. Die meisten Ankündigungen des neuen Präsidenten werden dabei wohl direkt in eine höhere Staatsverschuldung führen. Die Kernaussage „Amerika first“ wird jedoch unter Umständen einen weitreichenden Einfluss auf die Handels- und Wirtschaftsbeziehungen der Vereinigten Staaten zum Rest der Welt haben. Die Aktienmärkte haben den Ausgang der Wahl bereits bewertet und mit einer Aufwertung des US-Dollars von 5 Prozent gegenüber dem Euro zum Ausdruck gebracht.
Die avisierten Maßnahmen lassen tatsächlich einen deutlichen Wachstumsimpuls für die USA erwarten. Allerdings läuft die amerikanische Wirtschaft schon recht gut und der zusätzliche Schub wird mit hoher Wahrscheinlichkeit die Inflationsrate, vor allem aber die Zinsen, steigen lassen. Und höhere Zinsen bedeuten höhere Mittelzuflüsse in die Währung. Der Anstieg des USD ist daher noch nicht beendet. Die größten Sorgen bereitet den Analysten und Investoren aber die geplante Beschränkung des Freihandels. Importbeschränkungen und Einfuhrzölle könnten die US-Wirtschaft zwar begünstigen, jedoch mit direktem Nachteil für die Exportländer Deutschland und China. Letztere werden sicherlich dagegen vorgehen. Und ein Handelskrieg mit China, das gleichzeitig der größte Gläubiger der USA ist, wäre für alle Beteiligten unschön.
In der nächsten Woche wird in Italien über die zukünftige Politik des drittgrößten Staates der Europäischen Union entschieden. Ein Misserfolg der amtierenden Regierung dürfte für Unsicherheit hinsichtlich der Stabilität der Europäischen Union und damit zu einer nochmaligen Abwertung des Euro gegenüber dem USD führen. Wirkliche Gefahr aber droht im April nächsten Jahres mit der Wahl in Frankreich. Sollte der rechtsradikale und europakritische „Front National“ mit Marine Le Pen tatsächlich die Mehrheit erlangen, könnte sich für das europäische Modell schnell die Existenzfrage stellen. Die politischen Entwicklungen erlangen damit auch in Zukunft eine größere Bedeutung.
Es gilt also die politischen Entwicklungen im Blick zu haben und in den Portfolien die Regionen und Währungen entsprechend zu gewichten. Und darüber hinaus besondere „Performancetreiber“ zu identifizieren. Einer davon könnte der immerwährende technologische Fortschritt sein. Technologische Entwicklungen entstehen meist schleichend. Das Internet hat relativ langsam alle Bereiche unseres Lebens beeinflusst, von der Informationsbeschaffung bis zum Kaufverhalten. Die Elektromobilität erfährt immer mehr Aufmerksamkeit und gewinnt deutlich an Dynamik.
Inzwischen entsteht auf einem benachbarten Gebiet eine ähnlich dynamische Entwicklung: In der Robotik. Die Automatisierung von zuvor von Menschen ausgeführten Tätigkeiten wird gerade möglich. Maschinen, die autonom fahren oder laufen, können sich in gefährlichen Gebieten bewegen oder präziser und fehlerfreier als der Mensch arbeiten. Die Anwendungsbereiche reichen vom Bergbau, Einsatz in radioaktiv verseuchten Gebieten, über das Lenken von Fahrzeugen bis hin zu medizinischen Operationen. Über den „ROBO-STOX® Global Robotics and Automation“-ETF haben wir mit der ETFplus-Vermögensverwaltung in diesen langfristigen technologischen Trend investiert. Die Entwicklung steht erst am Anfang, unsere Investition ist seit unserem Kauf jedoch schon 10 Prozent gestiegen. In dem derzeitigen Börsenumfeld ist das schon ein Erfolg.
Frank Termathe | Portfoliomanager der ETFplus-Vermögensverwaltung